4 | Grundlagen der Fermentation​

4.3

Haupt­akteure und Fermentations­arten

Erst seit der Entwicklung der Mikroskope ab Mitte des 17. Jahrhunderts und seit dem 19. Jahrhundert – dank immer intensiverer wissenschaftlicher Forschung – lernten wir die Wesen, die hinter der Fermentation stecken, immer besser kennen. Wir erkannten, dass es sich bei dem Fermentationsprozessen um die Stoffwechselprozesse bestimmter Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen und anderer Pilze handelt. Dabei produzieren sie Vitamine, kurzkettige Fettsäuren und einiges mehr und die Nahrungsmittel erhalten neue Zusammensetzungen als auch andere Eigenschaften. Und wir lernten sie gezielt für unsere Zwecke in aeroben und anaeroben Fermentationen einzusetzen, z.B. zur Herstellung von wilden als auch Kulturfermenten.

So entwickelte sich im Laufe der Zeit zwischen ihnen und uns Fermentista eine Beziehung fast Freundschaft, von der beide Seiten profitieren. Jedoch muss auch bei dieser stetig auf einiges geachtet werden, damit beide Seiten zufrieden sein können – einer der wichtigsten Eckpfeiler der Fermentation.

Übrigens: Lange Zeit beinhaltete die Fermentation ausschließlich die Aktivitäten von Mikroorganismen, die ohne Sauerstoff, also anaerob arbeiten, z.B. Milchsäurebakterien. Das war die klassische Gärung nach L. Pasteur, der sagte: “Fermentation ist Leben ohne Luft.”. Mittlerweile zählen aber auch die dazu, die Sauerstoff für die Stoffwechselaktivitäten benötigen, d.h. die aerob fermentieren, z.B. Essigsäurebakterien.

Hauptakteure

Verantwortlich für die Fermentation von Nahrungsmitteln sind verschiedene Mikroorganismen, die sich in zwei Hauptgruppen einteilen lassen:

  • Bakterien
    Milchsäurebakterien (Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi, Sauerteig, Kombucha, Wasserkefir)
    Essigsäurebakterien (Essig, Kombucha)
  • Pilze
    Hefen (Brot, Wein, Bier, Kombucha)
    Schimmelpilze (Miso, Sojasauce, Tempeh, Käse)

Fermentationsarten

Diese Hauptakteure haben unterschiedliche “Vorlieben” für ihre Stoffwechselprozesse (z.B. bei den Ausgangsprodukten, der Temperatur, dem Säuregehalt (pH-Wert) und der Sauerstoffzufuhr). Daraus ergeben sich verschiedene Fermentationsarten:

  • Alkoholische Gärung: Hefeteig, Bier, Wein, Met
  • Essigsäuregärung: Essige, Kombucha
  • Alkalische Gärung: Schimmelkäse, Miso, Sojasauce, Tempeh
  • Milchsäuregärung: Wilde Fermente, Milchkefir, Joghurt, Sauerteig, Wasserkefir, Kombucha

Fermentationsmethoden

Grundlegende Unterschiede in der Methodik der Fermentation sind

1. die Art des Startens
Gestartet werden kann

  • mit Hilfe von probiotischen Startern
    a) in Form von Kulturen mit definierten Mikroorganismen, z.B. den Scobys zur Herstellung von Kombucha, Wasserkefir, Milchkefir oder Joghurtkulturen sowie einer Essigmutter
    b) in Form von Fermenten (oder deren Bestandteilen) wie Restlake, Molke, Apfelessig, Sauerkrautsaft, Sauerteigansatz
  • mit natürlich (wild) auf den Zutaten vorkommenden Mikroben (z.B. Sauerkraut).

2. die Art der Sauerstoffzufuhr
Fermentiert werden kann

  • mit Sauerstoff = aerob, z.B. Essig
  • ohne Sauerstoff = anaerob, z.B. milchsauer vergorenes Gemüse
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