Kraftfutter für den Darm

Wissens­­wertes
Kartoffel

Die Kartoffel - eine kraftvolle Knolle

Die Kartoffel, botanisch als Solanum tuberosum bezeichnet, ist eine Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), wie auch die Tomate. Ihre Knollen sind wahre Alleskönner und haben je nach Region und Dialekt in Deutschland verschiedene Namen wie Erdapfel, Erdbirne, Grumbire, Herdäpfel, Potaten, Tüffel. Ob gebraten, gekocht, frittiert oder als Püree gegessen, diese Knolle hat seit ihrer Entdeckung mit ihrem breiten kulinarischen Einsatzgebiet die Küchen der Welt erobert und nicht nur das. Durch ihre Inhaltsstoffe und ihre Wirkung ist sie zum einen in der Naturmedizin sehr geschätzt und zum anderen erweist sie sich als eine tolle Option für die darmgesunde Ernährung. In diesem Text werden wir näher darauf eingehen, warum die Kartoffel so geschätzt wird und wie sie dazu beitragen kann, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu fördern.

Die Kartoffel und ihre Geschichte

Die Geschichte der Kartoffel ist eine faszinierende Reise von ihrer ursprünglichen Heimat in den Anden Südamerikas bis hin zu ihrer weltweiten Verbreitung und ihrem heutigen Status als eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Welt. Und sie ist eng mit der Entdeckung Amerikas und der globalen Landwirtschaft verbunden.

Ursprünglich stammt sie aus den Anden, etwa der Region des heutigen Peru und Bolivien. wo sie bereits vor über 7.000 Jahren von den einheimischen Völkern kultiviert wurde. Bei den Inkas wurden die Kartoffeln „Papas“ genannt, was so viel heißt wie „Knollen“. Diese ursprünglichen Kartoffelsorten waren oft klein, bitter und hart. Jedoch schätzten die indigenen Völker die Kartoffel als wichtige Nahrungsquelle und nutzten sie in verschiedenen Zubereitungsformen.

In Europa begann ihre Geschichte im 16. Jahrhundert, als spanische Eroberer die Pflanze aus Südamerika mitbrachten. Anfangs wurde die Kartoffel in Europa jedoch mit Skepsis betrachtet, was wohl auch daran lag, dass man zum einen weder über ihren genauen Anbau noch über die Verwendung und Zubereitung Bescheid wusste. Sie galt als giftig und ungenießbar, wie andere Pflanzen (Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel) aus der Familie der Nachtschattengewächse, zu denen die Kartoffelpflanze gehört. Viele verdarben sich nicht nur den Magen, weil sie statt der Knolle die giftigen oberirdischen Pflanzenteile verzehrten. So diente sie lange auch wegen ihrer Blüte als Zier- und nicht als Nutzpflanze. 

Erst im 18. Jahrhundert erkannte man in Europa das Potenzial der Kartoffel als Nahrungsmittel. Auch in  der Seefahrt war sie seitdem neben dem Sauerkraut als nährstoffreiches, gut lagerfähiges und gesundes Skorbut verhinderndes Lebensmittel sehr beliebt.

Und wie trat sie ihren Siegeszug in Deutschland an?

Trotz großer Widerstände gegen die Erdäpfel wurden Kartoffeln in Deutschland zu einem beliebten „Volksnahrungsmittel“. Diese Entwicklung soll Friedrich dem Großen (1712 – 1786) zu verdanken sein. Er erkannte, welche große Bedeutung die Kartoffeln in einer Zeit ständig wachsender Bevölkerung und wiederkehrender Hungersnöten hat. Doch die Bevölkerung war skeptisch. Friedrich der Große soll die Neugier der Bauern geweckt haben, indem er Kartoffelfelder anlegen und diese von Soldaten bewachen ließ. Alsbald veranlasste dies die Bauern dazu, entwendete Knollen selbst anzubauen, was Preußen ab 1740 bis nach dem Siebenjährigen Krieg 1756-1763 Hungersnöte ersparte und den Kartoffeln zum Durchbruch verhalf.

Die Kartoffel wurde im Laufe der Jahre zu einer der Hauptnahrungsquellen für Millionen von Menschen und trug zur Bekämpfung von Hungersnöten bei.

Heute ist sie eine der wichtigsten Nutzpflanzen weltweit und wird in vielen Ländern in großem Maßstab angebaut. Sie wird nicht nur als Nahrungs- und Naturheilmittel verwendet, sondern auch zur Herstellung von Stärke, Alkohol und vielen anderen Produkten sowie in der Tierfütterung. Im Laufe der Zeit wurden viele verschiedene Kartoffelsorten (weltweit bis zu 5000) gezüchtet und kultiviert, die sich in Form, Größe und Geschmack stark voneinander unterscheiden.

Die Kartoffel und ihre Inhaltsstoffe

Die Kartoffelknollen, die der Kartoffelpflanze als Speicherorgan dient, liefert viele Kohlenhydrate, und enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe:

  • sehr viel Vitamin C, weshalb sie im Volksmund gerne als die “Zitrone des Nordens” bezeichnet werden.
  • B-Vitamine (B1, B2, B3, B5, B6)
  • Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Zink
  • sekundäre Pflanzenstoffe, wie Flavonoide und Carotinoide mit einer entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkung
  • Eiweiß, das aufgrund des hohen Gehalts an essentiellen Aminosäuren (z.B.Lysin) von unserem Körper gut verwertet werden kann.
  • Ballaststoffe, welche die Verdauung anregen und einen langen Sättigungseffekt hervorrufe

Die Kartoffel in der Naturheilkunde

In der Naturheilkunde haben sich die Kartoffel etabliert: als Kartoffelwickeln aus gekochten, warmen Kartoffeln z.B. bei Husten, Hals- und  Ohrenschmerzen und mit rohen kalten Kartoffeln bei Entzündungen, Gelenkschmerzen, Prellungen etc.. Für Haut und Haare sind Cremes, Masken, Auflagen und Spülungen reinigend und pflegend. Und innerlich? Da ist dieses Universalgenie auch nicht zu verachten. Ein Kartoffelsaft aus rohen Kartoffeln wirkt basisch und hilft beispielsweise bei Magenbeschwerden, Sodbrennen, Reizdarm und Verdauununsproblemen. Bei Durchfall hat sich Kartoffelbrei gut bewährt. Aufgrund des Stärkegehaltes bindet er Säuren und Gifte und wirkt beruhigend. Zudem ist er leicht verdaulich. Für diesen Zweck sollte er allerdings ohne Milch, Butter oder Sahne zubereitet werden.

Kartoffel in der Küche und der darmgesunden Ernährung

Die Kartoffel richtig zubereiten

Und wo wir gerade bei der gesunden Ernährung sind, ist die Zubereitungsart der Kartoffel ein entscheidendes Thema.

Dass wertvolle Vitamine und Mineralien beim Kochen verloren gehen, ist leider unvermeidlich. Um den Verlust aber so gering wie möglich zu halten, sollten Kartoffeln ungeschält und im Ganzen mit wenig Wasser gekocht werden. Der heute oft genutzte Dampfgarer oder ein Schnellkochtopf sind hier sehr hilfreich. Beim Braten und Frittieren kommt reichlich Fett hinzu, was den Kaloriengehalt von 100 Gramm gegarten Kartoffel (etwa 73 kcal ), der im Vergleich geringer ist als der von der gleichen Menge gekochter Nudeln oder Reis, deutlich erhöht.

Die Kartoffel und die resistente Stärke

Werden gekochte Kartoffeln nach dem Kochen gründlich ausgekühlt, mindestens 12 Stunden, dann verändert sich bei diesem Prozess ein Teil der enthaltenen Stärke und das ist gut für unsere Darmgesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden:
Durch diesen Abkühlungsprozess wird die chemische Struktur der Stärke verändert und es entsteht die sogenannte resistente Stärke Typ 3 (RS3). Sie zählt zu den Ballaststoffen und wird auch durch erneutes Erhitzen nicht wieder zerstört. Für unseren Organismus ist sie aufgrund fehlender Verdauungsenzyme nahezu unverdaulich und hat somit positive Effekte auf unser Darmmikrobiom. Sie dient den dort ansässigen gewünschten Mikroben wie Milchsäure- und Bifidobakterien als Nahrung. Dadurch wird ihr Wachstum und die Mikrobiom-Diversität erhöht und die resistente Stärke wird von den Darmmikroben verstoffwechselt. Dabei bilden sie viele für unseren Organismus wertvolle Metabolite, z.B. kurzzeitige Fettsäuren, wie Butyrat. 

Und ein weiterer positiver Effekt: Im Gegensatz zu frisch gekochten Kartoffeln beginnt hierdurch die enzymatische Verdauung der Stärke nicht schon im Mund, bis sie dann im Darm in Form von Glucose ins Blut aufgenommen wird, was den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt und die Insulinausschüttung erhöht. 
So wirken sich die abgekühlten Kartoffeln auch positiv auf den Blutzuckerspiegel aus: Er steigt weniger stark, in Folge dessen fällt die Insulinausschüttung geringer aus. Wir fühlen uns wesentlich länger satt und weitere negative Effekte, die durch eine hohen Blutzucker und eine hohe Insulinausschüttung begünstigt werden bleiben aus. 

Trotzdem macht dieser Effekt alleine nicht schlank und gesund. Wichtig sind unsere Ernährungsgewohnheit im Allgemeinen und was die gesunde Knolle betrifft ihre Zubereitung und die dazu gereichten Zutaten wie gesunde Öle, Eiweiße, Gemüse, Kräuter, Salate, etc.

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